Gir Nationalpark

Der königliche Wohnsitz

Dossier

March 1, 2016

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Indien fur sie

März 2016



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Gir Nationalpark

Gir Nationalpark, Der königliche Wohnsitz

Mit einer Bevölkerung von 523 ist der Gir Nationalpark in Gujarat der einzige weltweite Lebensraum für die asiatischen Löwen. Die einheimischen Guides versichern, dass die Wahrscheinlichkeit, eines dieser königlichen Raubtiere zu erspähen, bei bis zu 99% liegt.

Um fast 8 Uhr am Abend, als wir den engen Weg des Gil Nationalparks entlang ins Dunkel fahren, erzählt der Guide im Bus Geschichten, die die Angst schüren. Ein Löwe hat vor knapp einem Moment ein kleines Kind angegriffen. Er hatte es mit einer Ziege verwechselt, da es dunkle Haut hatte und schwarze Kleidung trug. Es hat auch mehrere Situationen gegeben, in denen das Vieh in den Dörfern im Herzen des Nationalparks von Löwen angegriffen worden war.

Auf 1400 Quadratkilometern verteilt liegt der Gir Nationalpark. Es ist der einzige natürliche Lebensraum der asiatischen Löwen, die einst auf dem gesamten indischen Subkontinent verbreitet waren. Die großen Jagden der königlichen Familien sowie die Kämpfe mit den aggressiveren Tigern, haben die Population der Löwen stark reduziert. Zur Zeit der indischen Unabhängigkeit war das Raubtier dem Aussterben nah, da es in den 1950er Jahren nur noch 20 ildlebende von ihnen gab. Erst nach ernsthaften Erhaltungsbemühungen, die in den 1960ern von der Regierung gestartet wurden, begann die Anzahl langsam zu steigen. Heute liegt sie bei 523. In der Hoffnung eines dieser 523 königlichen Raubtiere zu Gesicht zu bekommen, bewegten wir uns alle in Richtung des vorderen Teils des Busses. Die Scheinwerfer des Fahrzeugs und der Vollmond beleuchteten den staubigen Pfad und den trockenen herbstlichen Wald in unserer Umgebung. Mit Ausnahme von ein paar furchtlosen Einheimischen auf ihren Motorrädern sahen wir nicht einmal einen Hund. In der Waldgegend gibt es 11 Dörfer, in denen die Bewohner in einem friedlichen Nebeneinander mit den Löwen leben. „Löwen sind königliche Tiere und sie attackieren keine Menschen, außer sie werden provoziert. Hinzu kommt, dass Löwen Menschenfleisch nicht mögen, da es zu salzig ist“, erklärt unser Guide Bhavesh am nächsten Tag während der drei- stündigen Safari.

Die Vorbereitung

Als wir unser Waldlager erreichten, wurden wir mit noch mehr Geschichten und Bildern der Löwen bei kürzlichen Sichtungen überflutet, während wir an unserem Willkommensgetränk nippten. Das Getränk war so grün wie der Wald um uns herum. „Haben die Löwen jemals dieses Resort betreten?“, ist eine der am häufigsten gestellten Fragen der Reisenden. Sundarlal, der seit mittlerweile sechs Jahren am Empfang des Resorts arbeitet, sagt: „Ein Löwe hat einmal fünf Rinder in der Nähe des Hiranya Flusses, der nah an uns entlang fließt, getötet.“ Abgesehen von den Löwen beheimatet der Wald fast 400 Leoparden, die auch eine ernsthafte Gefahr für das Vieh darstellen, da die Löwen sie neben den Antilopen im Wald als ihre Hauptnahrung betrachten. Die Geschichten entwickelten sich zu fiebrigen Diskussionen, als die Angestellten begannen, von Vorfällen mit Schlangen und Krokodilen in der Nähe berichten.

Als wir uns in Paaren in unsere Zelte begaben, verängstigt von jedem kleinen Geräusch in dem schwach beleuchteten Resort, munterten uns die Räumlichkeiten auf. Ausgestattet mit natürlichen Materialien wie Bambus und Rohrstock, verfügten die Zelte sogar über eigene Badezimmer mit modernen sanitären Anlagen. Die Löwen wurden auch dort als Teil des Ambientes mit eingebunden. So waren die verkleideten Wände der Zelte mit Tatzenabdrücken überseht, während die Stühle mit Stoffen mit Leopardenmuster bezogen waren.

Auch die Unterhaltung beim Abendessen hatte das gleiche Thema mit Scherzen, wer wohl am nächsten Morgen während der Safari zum Frühstück der Löwen werden würde. Die Safaris starten zwar dreimal täglich, doch die Wahrscheinlichkeit, einen Löwen zu sehen, ist zwischen 6 Uhr und 9 Uhr morgens am größten. Fast 90 Jeeps mit Platz für jeweils sechs Touristen verlassen täglich das Resort für Safaris. Die Zahl steigt in der Hochsaison auf 150 Fahrzeuge, hauptsächlich während der Ferien und Festivals wie dem Diwali und Holi. „Fast 80 Prozent unserer Gäste, die die asiatischen Löwen sehen wollen, sind Ausländer. Hauptsächlich kommen sie aus europäischen Ländern wie zum Beispiel Frankreich“, meint Sundarlal.

Die kalte Brise

Am nächsten Morgen begannen wir noch vor Tagesanbruch an dem dunklen und kalten Februarmorgen unsere Expedition. Manche hofften darauf, den König des Dschungels zu sichten, während andere nur verängstigt dasaßen. „Ich möchte die Löwen schon sehen, aber lieber aus der Entfernung“, sagt Mamoni, ein Journalist aus Assam, der in Delhi tätig ist. Die Angestellten im Resort haben Situationen beschrieben, in denen Löwen bis auf einen Meter an die Jeeps herankamen und dann gebieterisch wieder davongingen.

Sechs von uns machten es sich in unserem offenen Jeep bequem und wir starteten unsere Safari vom Büro der Sinh Sadan Forest Lodge aus in den für Touristen zugänglichen Teil des Waldes. Zwei andere Gebiete des Waldes sind für Touristen gesperrt. Ein kleiner Tipp am Rande – haben Sie immer einen Schal oder ein Tuch bei sich, mit dem Sie ihr Gesicht und ihre Haare bedecken und vor dem Staub schützen können. Der Tourismus ist auf gerade mal 27 Quadratkilometer der gesamten Fläche begrenzt. Der Wald ist umgeben von einer trockenen und dörren Vegetation, die den Tieren eine perfekte Tarnung bietet. Mit einer Anzahl von 65.306 bilden die Hirsche die größte Bevölkerungsgruppe der 39 Säugetiere, die in dem Wald leben. Ihre Lebensspanne ist ungewiss, da sie oft zur Beute von Löwen und Leoparden werden. Der Wald beheimatet außerdem über 300 Arten von Vögeln, darunter auch Pfauen, die man oft anmutig vorbeistolzieren sehen kann.

Während wir uns vorantasteten und Antilopen sowie Hirsche und Sambars sichteten, erzählte uns unser Guide Bhavesh weitere interessante Fakten über den König des Dschungels. Beispielsweise füllen die Löwen ihre Mägen mit 35-40 kg Fleisch auf einmal und gehen dann für die nächsten drei bis vier Tage nicht mehr jagen. Sie schlafen 20 Stunden am Tag und ihre Aktivität beschränkt sich auf die frühen Morgenstunden. Deshalb bietet sich um diese Uhrzeit eine Vielzahl an Sichtungsmöglichkeiten. Auf einen Sambar zeigend, das gerade in einer Ecke aufgetaucht war, meint er: „Sie sind die dümmste und leichteste Beute für die Löwen und Leoparden, da sie sich so lange nicht bewegen, bis sie sich nicht ganz sicher sind, dass es tatsächlich ein Raubtier ist, das da herannaht. Aber dann ist es bereits zu spät.“

Der Augenblick der Wahrheit

Der Guide schien eine unendliche Liste an interessanten Details über das Leben der Löwen zu haben. Doch dann wurden wir unterbrochen, als wir 2-3 Jeeps sahen, die in die gleiche Richtung steuerten, die Kameras im Anschlag. Aufgeregt gesellten wir uns langsam zu ihnen. Als wir mit steigender Spannung und Aufregung weiterfuhren, zeigte ein Mitreisender auf etwas und machte dabei ein quiekendes Geräusch, woraufhin er vom Guide direkt ermahnt wurde. Doch da hatten wir bereits das majestätische Raubtier gesichtet und starrten es sprachlos an. Er saß königlich in die Sonne blickend vor uns, sein goldenes Fell strahlte im Sonnenlicht. Dann blickte er uns an, doch es war schwierig, seinen Ausdruck aus der Ferne auszumachen.

Während wir noch immer ganz hingerissen von seiner Mähne und der Aura waren, die er ausstrahlte, gesellte sich elegant ein zweiter Löwe zu ihm. Wie auf Befehl schüttelte er sogar seinen Kopf, um seine lange, goldene Mähne zu präsentieren. Fast 50 Meter entfernt saßen sie für beinahe 15 Minuten, als warteten sie darauf, dass wir näherkommen, doch die Guides weigerten sich weiter vorzufahren. Wir konnten sie überzeugen, die Fahrzeuge in verschiedene Positionen zu bringen, sodass wir den besten Blickwinkel auf die Tiere hatten. Professionelle Fotografen und Wildtierliebhaber in einem anderen Jeep blieben dort an ihre großen Kameras geklebt, um eine Vielzahl an Fotos zu machen. Als wären sie gelangweilt von der Tortur, standen die Löwen auf um zu gehen. Zwei Tracker vom Forstamt folgten ihnen, um ihre Aktivität zu notieren, während wir uns widerstrebend auf den Rückweg machten.

Als wir weiterfuhren, waren wir sehr zufrieden mit unserer Sichtung und hatten kein Interesse mehr an anderen Vorgängen oder Tieren im Dschungel. Doch es war pures Glück, dass wir zwei weitere Löwen zu Gesicht bekamen, die langsam in Richtung Schatten liefen, während die Sonne immer weiter Richtung Zenit stieg. Und trotzdem waren wir etwas enttäuscht, dass wir so knapp verpasst hatten, sie in sitzender Position zu sehen.

Trotz allem war die Sichtung von vier Löwen an einem Tag ein ziemlich guter Deal für uns und wir fuhren die restliche Stunde durch den Wald und sahen ab und an Antilopen und Pfauen. Doch der Anblick der majestätischen Raubtiere wird wohl für den Rest unseres Lebens in unsere Erinnerung eingebrannt sein!


 

Gir Nationalpark

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Anreise
 
Luft: Diu ist der nächste Flughafen mit täglichen direkten Anbindungen von Mumbai. Der Flughafen ist etwa 65 km und eine 2-stündige Fahrt vom Nationalpark entfernt.
 
Bahn: Die nächste Bahnanbindung ist der Chorvad Road Bahnhof, etwa 34 km entfernt. Maliya Hatina ist ein weiterer großer Bahnhof, der mit Großstädten wie Mumbai verbunden ist.
 
Straße: Gujarat hat eines der besten Straßennetze, die von vielen Taxen befahren werden, um die Reisenden in die Resorts in und um Gir zu bringen.
 
Unterkunft
 
Gir bietet eine Vielzahl an Waldlagern, wie das Forest Lion Camp und das Shaan-e-Gir Forest Camp Resort, die im Herzen des Dschungels gelegen sind und Ihnen die Gelegenheit geben, der Natur ganz nah zu sein.
 
Safari-Zeiten
 
6 Uhr bis 9 Uhr
9 Uhr bis 12 Uhr
15 Uhr bis 18 Uhr

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