Traditionelle alkoholische Getränke Indiens – A für Apong, B für Bangla, C für Chhaang

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March 4, 2017

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Indien fur sie



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Einzelne Gebräue aus ländlichen Hinterhöfen (im Uhrzeigersinn von links nach recht: Bhaang; Kallu; Chhang; Feni; Liebestrank (Zawleidi Flasche)

Einzelne Gebräue aus ländlichen Hinterhöfen (im Uhrzeigersinn von links nach recht: Bhaang; Kallu; Chhang; Feni; Liebestrank (Zawleidi Flasche)

Lange bevor Liköre rund um den Globus kommerzialisiert wurden, war der Konsum traditioneller Spirituosen die Norm. Ob verboten oder nicht, einige von ihnen sind bis heute sehr beliebt in Indien.

Kerala, God’s own country, sein Nachbarstaat Tamil Nadu sowie Bihar im Osten Indiens haben eine Sache gemeinsam: Sie alle erlebten Prohibition in unterschiedlichem Ausmaß.

Was bedeutet das? Prohibition ist das Verbot vom Verkauf in Indien hergestellter ausländischer Spirituosen (überwacht und reguliert durch die Marke Indian Made Foreign Liquor IMFL). Sie wurde eingeführt, um den sozialen Problemen wie Alkoholismus, Verschuldung und häuslicher Gewalt entgegenzuwirken. Nicht zum ersten Mal erlebt Indien die negativen Konsequenzen des übermäßigen Alkoholkonsums.

Außerdem ist es nicht das erste Mal, dass Verbote dieser Art ausgesprochen wurden. In Gujarat, dem Geburtstaat des Gründervaters Mahatma Gandhi, ist Alkohol bereits seit 1949 verboten. Auch in den Staaten Haryana und Andhra Pradesh gab es phasenweise Verbote, die jedoch nach einiger Zeit wieder aufgehoben wurden.

Während Ausländer Son-der-ge-neh-migung erhalten können, schaffen Schmuggel, Likör Mafias, gefälschte Spirituosen und eine korrupte Polizei schwere Bedingungen für viele Menschen. Außerdem hindert es den Staat daran, Steuereinnahmen zu erzielen.

Dennoch ist die unmittelbare Frage an dieser Stelle: wie stillt man seinen Durst? Schon lange bevor moderne Fabriken mit der Alkoholherstellung begannen, war Indien ein Land des Alkohols. Rig Veda, der antike religiöse Text beschreibt, wie privilegiert himmlische Wesen waren, da sie Soma, Sura und Madhu (Spirituosen in Sanskrit) konsumieren konnten. In Indien wird die göttliche Tradition des heimischen Brauens bis heute weitergeführt.

Diese lokalen Spirituosen können aus fast allem hergestellt werden, was im Garten wächst: Reis, Gerste, Hirse, Palme, Kokosnuss, Blumen, Dattelpalmen, trockenen Früchten und vielem mehr. Außerdem sind sie günstiger im Vergleich zu offiziell erwerbbaren indischen Produkten.

Viele dieser Getränke werden den Göttern und Göttinnen während der heiligen Feste zum Trinken angeboten. Aber auch die Sterblichen konsumieren es gerne während großer Feiertage oder nach einem harten Arbeitstag auf dem Feld oder in der Fabrik.

Indien für Sie bietet Ihnen eine Reise durch die Welt exotischer indischer Getränke, die Sie in keinem Handbuch für Weine oder Whiskeys finden.

Feni: Der Touristenmagnet Goa wird Tag für Tag wortwörtlich von tausenden ausländischen und indischen Touristen überfallen. Bekannt unter dem Namen Feni oder auch Fenim, enthält unser erstes Getränk vor allem Cashewnüsse. Dank des kolonialen Einflusses der Portugiesen, wurde diese Frucht in eine Spirituose verwandelt. Wenn Sie Goa im April oder Mai besuchen, müssen Sie definitiv Urrack probieren. Hierbei handelt es sich um das nur saisonal erhältliche erste Destillat der Cashewnüsse, das noch sehr süß und fruchtig schmeckt. Mit dem zweiten Destillat wird Feni hergestellt, welches das gesamte Jahr über verfügbar ist. Feni ist zwar etwas stärker als Urrack, trotzdem behält er den fruchtigen Geschmack und Geruch bei. Menschen aus der Region empfehlen beide Getränke mit Limonade, einer Prise Salz sowie einer aufgeschlitzen Chilischote.

Goas Cashew-Feni wurde 2009 als geschützt zertifiziert und wird schon bald über Goas Grenzen hinaus als Goas kulturelle Spirituose vermarktet werden. Das lange Warten hat ein Ende.

Kesar Kasturi: Mit seinen Forts und der royalen Ausstrahlungskraft verschlägt Rajasthan jedem Touristen den Atem. Kesar Kasturi besteht aus 22 trockenen Früchten, Kräutern und Gewürzen, die direkt aus den Küchen von 16 aristokratischen Familien des Bundesstaates kommen.

Der staatliche Betrieb Rajasthan State Ganganagar Sugar Mills Ltd (RSGSM) produziert die altehrwürdige königliche Spirituose. Gebrannt wird es in Jhotwara, Jaipur. Der Prozess des Gärens und Brennens des Alkohols unterläuft dabei weiterhin den traditionellen Abläufen. Weiterhin werden getöpferte, kupferne und metallene Gegenstände für die Spirituosenerstellung verwendet.

Die Produktionsfirma hat acht Marken des Likörs in Umlauf gebracht, zum Beispiel Royal Kesar Kasturi, Royal Jagmohan, Royal Chandrahas, Mawalin, Royal Ellaichi, Royal Rose, Royal Apple Orange und Royal Saunf. Gerüchten zufolge soll der Hollywood Star Roger Moore während der Dreharbeiten zum Film Octopussy ein großer Fan des saffranfarbenen Getränkes geworden sein.

Jou-Choko-Judima: Nach Rajhastan und Goa plant nun auch Assam seinen traditionellen Alkohol zu kommerzialisieren. Im Nordosten des Landes gelegen, ist Assam insbesondere in aller Munde seit dort die nationale Partei BJP an die Macht gekommen ist. Finanzminister Dr. Himanta Biswa Sarma, ein langjähriges Kongressmitglied, der nun mit der BJP den Sieg in den vergangenen Wahlen erlangte, will mit ganz eigenen Getränken Feni oder auch russischem Wodka Konkurrenz machen.

Gegärt aus Reis und verschiedenen Kräutern von der Ahom Gemeinschaft, wird es Joubishi von den Bodos genannt, während andere es Xajpani oder Kolohpani nennen. Die Rabhas nennen ihre Getränke Choko oder Jonga-mod und die Mishings Apong, die Karbis, brauen ein Bier names Hor-alank. Die Dimasas nennen ihr Bier Judima. Nun ist abzuwarten, welches dieser Biere den Durchbruch schafft.

Chuwarak: Ohne dem Finanzminister Assams zu nahe treten zu wollen, ist zu erwähnen, dass jeder Mensch in Tripura seine letzte Rupie darauf verwetten würde, dass Chuwarak das beste Getränk ist. Während es in anderen Regionen Indiens häufig Berichte über Todesfälle wegen Alkoholkonsums zu lesen gibt, ist der Verzehr dieses Whiskeys aus Tripura sicher. Es gibt viele verschiedene Variationen von Chuwarak von denen einige aus Mami Reis, Ananas, der Jakobsfrucht oder auch aus Guria Reis hergestellt werden.

Liebestrank: Über 500 Kilometer entfernt von Assam, im kleinen Dorf Hnahlan im Distrikt Champhai des Bundesstaates Mizoram, befindet sich das erste und einzige Weinanbaugebiet Nordost-Indiens. Hier werden die zwei Portwein-Marken Zawlaidi und Zowine produziert, die regional vertrieben werden. Für mehr als fünf Jahre waren es die einzigen legalen alkoholischen Getränke Mizorams, da alle anderen Spirituosen verboten waren. Zawlaidi bedeutet Liebestrank. Etwa 80% der Familien in Hnahlan arbeiten auf den Weingütern. Dank des erfolgreichen Geschäfts gehört das Dorf mittlerweile zu den wohlhabendsten Dörfern des Bundesstaates und ist dabei der größte Weinproduzent des Landes zu werden.

Kiad: Gebraut aus Sternfrucht, Reis und Hirse, wird Kiad heimlich in Meghalaya vertrieben. Kiad ist den Regeln des IMFL nach auf dem Markt verboten. Bitchi is ein gärendes Reis Bier, das nur in den Garo Bergen Meghalayas gebraut wird. Bei einem kurzen Halt an einer kleinen Raststätte in Shillong oder in der Umgebung hat man gute Chancen auf eines der lokalen Biere.

Apo oder Apong: Hergestellt aus Reis, unterzieht sich dieses Bier einem dreimonatigen Herstellungsprozess des Trocknens, Räucherns, Gärens und Filterns. Das fertige Gebräu wird letztlich aus einem Bambusbecher getrunken.

Chhang: Ladakh ist nicht nur bekannt für seine buddhistischen Tempelanlagen, sondern in gleichem Maße berühmt für sein gerstehaltiges Getränk, welches Menschen aus der Region seit Jahrhunderten verzehren. Keine soziale Aktivität wäre hier ohne Chhang denkbar, das zudem auch gegen die beißende Kälte hilft.

Gudamba: Gudamba wird aus schwarzen Jaggery im südindischen Bundesstaat Telangana hergestellt. Das Getränk ist mit Vorsicht zu genießen, da sein Inhalt sehr verstörend wirken kann.

Kinnauri Ghanti/Lugdi: Bekannt für seine Obstgärten, stellt Himachal Pradesh stellt hauptsächlich Cognac-artige Getränke her, die Äpfel oder Aprikosen beinhalten. Darüber hinaus werden hier auch Reis und Gerste gegärt, aus denen ein einzigartiges Bier namens Lugdi fabriziert wird.

Raksi: Gewöhnlicherweises aus Fingerhirse oder Kodo hergestellt, ist Raksi ein starkes Getränk, das am ehesten Wodka oder Gin ähnelt. Aus Sikkim stammend, ist Raksi mittlerweile auch in Nepal und Tibet zuhause. Das Getränk wird gerne zu sozialen und religiösen Festivitäten verzehrt.

Kallu: Der gegärte Saft des Palmenbaums hat einen zuckerartigen Geschmack und erfreut sich vor allem in Tamil Nadu und Andhra Pradesh großer Beliebtheit. In Maharashtra ist es unter dem Namen Tadi und in Andhra Pradesh auch unter dem Namen Toddy bekannt.

Bangla: Für das Raten der Herkunft dieses Getränks gibt es kein Extraglas. Natürlich ist diese Spirituose aus gegärter Stärke aus West Bengal. Das berauschende Getränk wird unter anderem auch der Göttin Kali angeboten. Wie mit vielen Gärerzeugnissen ist auch mit diesem Getränk vorsichtig umzugehen.

Mahua: Mahua, oder auch Madhuca Longifolia, gilt unter vielen traditionellen Stämmen in Zentralindien als heiliges Getränk. Diese sehr starke und penetrante Spirituose wird aus den April- bis Juni-Blüten eines halbimmergrünen Baums gewonnen.

Sekmai Yu: Der Name des Getränks kommt ursprünglich aus Manipurs Stadt Sekmai, die für ihre Reisbier- und Weinproduktion berühmt war. Hergestellt aus gegärtem Reis, schmeckt Sekmai Yu am besten, wenn es frisch destilliert getrunken wird. Obwohl es von der Regierung verboten wurde, erfreut sich dieses Getränk gerade in Manipur größter Beliebtheit.

Sie mögen der weltbeste Sommelier sein, der bereits die erlesensten Weine, die stärksten Biere und die feinsten Champagner gekostet hat. Ihre Reise durch die Welt der Spirituosen bleibt jedoch unvollständig, wenn Ihnen dieser Teil exotischer indischer Getränke weiterhin fremd bleibt.

 

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