Bhimbetka Höhlen

Felsen der Ewigkeit

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March 1, 2016

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Indien fur sie

März 2016



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INDIEN FüR SIE

Gemälde unterscheiden sich von einer Felshöhle zur anderen und zeigen die Vielfalt menschlicher und tierischer Aktivitäten. Ein Gang durch die Höhlen ist daher alles andere als gewöhnlich.

Die Bhimbetka Höhlen repräsentieren eine seltene prähistorische Felsenart, eine der historischsten Arten der Welt, die noch ihrer unberührten Form entsprechen. 2003 wurden die Höhlen zur Liste des UNESCO Weltkulturerbes hinzugefügt.

Ein Gemälde zeigt einen Elefanten, der seine erhabenen Stoßzähne zur Schau stellt. Er traegt einen Mann auf seinem Rücken, der Speer und Dolch in seinen Händen und ein Schwert um seine Hüfte trägt. Ein Anderes zeigt ein Tier, das wie ein Pferd aussieht, allerdings auch ein Grashüpfer sein könnte! Klar zu sehen ist, dass es vier Beine und einen großen Rücken hat. Außerdem gibt es eine Wand zu betrachten, auf der eine Vielzahl an Menschen und Tieren zu entdecken sind..

Da sind weder Graffiti, noch Botschaften, die eine Liebesgeschichte erzählen. Dies sind Gemälde an den Wänden zahlreicher Höhlen, gefertigt von prähistorischen Bewohnern vor langer Zeit waehrend der Steinzeit. Das ist Bhimbetka in Madhya Pradesh, ein Schatz der prähistorischen Kunst in Indien. Umgeben von dichten Wäldern und geschmückt von felsigen Leinwänden, liegt Bhimbetka ca. 45 km südöstlich von Bhopal und ist Teil des Ratapani Naturschutzgebiets. Der Name stammt von der mythischen Vereinigung dieses Ortes mit einer der Pandavas (die fünf Söhne des Pandu, ein König der Kuru Dynastue der zwischen 1200-850 v.Chr. herrschte) genannt Bhima, erwähnt in dem hinduistischen Epos Mahabharata. Fernab von der modernen Urbanisierung hat die gesamte Landschaft ihren Charme aus der Steinzeit beibehalten können.

Die Formation

Obwohl die Höhlen mehr als 30.000 Jahre alt sein mögen und in einem dicht besiedelten Teil Indiens liegen, wurden sie erst 1958 entdeckt. Diese Felsen sind verschieden geformt und wurden dementsprechend mit Namen wie „Pilzfelsen“ und „Schildkrötenfelsen“ benannt. Es dauerte 16 Jahre bis das Gelände vollständig ausgehoben war. Die UNESCO ernannte die Felsunterkünfte Bhimbetkas zum Weltkulturerbe in 2003. Es wurde jedoch in indischen archäologischen Aufzeichnungen erstmals 1888 als buddhistische Stätte vermerkt.

Die gesamte Region hat mehr als 600 Höhlen. Manche dieser Höhlen beherbergen Gemälde, die in ihrer Länge zahlreiche Korridore durchlaufen. Dort gibt es bezaubernde Höhlengemälde die bis zur alt-, mittel und jungsteinzeitlichen Ära zurückzuführen sind. Manche dieser Gemälde sind riesige lineare Figuren, die sich nun dazu entwickelt haben kleiner, wohlgeformter und präziser zu werden. Die natürlich geformten Schutzräume aus Sandstein wurden von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter besetzt. Ein Zeitraum von vor einer halbe Million Jahren bis vor 2.500 Jahren.

Das Erlebnis dieser offenen Waldgalerie der Felsenkunst ist so tiefgreifend, dass es einem die Sprache verschlagen kann. Kurush Dalal, ein Professor aus Mumbai bemerkte humorvoll: “Bhimbetka beheimatet das Facebook unserer Vergangenheit, wo die Felswände Basis für einen Live-Feed der Jäger- und Sammlerszene waren.” Er hat tatsächlich recht. Die Gemälde sehen aus wie ein Spiegel, der die Evolution der Menschheit im Laufe der Zeit zur Schau stellt. Der Stil verschiedener Gemälde aus unterschiedlichen Zeiten ist so gravierend, dass man einfach zwischen Ihnen unterscheiden kann.

Dies ist kein gewöhnlicher Fußweg. Die 15 am besten zugänglichen Felsräume sind nummeriert, sodass man sicher gehen kann, dass Besucher nichts verpassen. Passend zu jeder Höhle wurden Schilder aufgestellt, um Besucher über interessante Gemälde und Figuren zu informieren. Detaillierte Informationen zur Entstehungszeit, benutzten Werkzeugen und den einstigen Bewohnern sind ebenfalls gegeben. Der Raum im Zoofelsen (Nummer 4), berühmt für seine Vielzahl von Tiergemälden, ist einer der ersten die man betritt; Raum 15 zeigt ein imposantes Bison, dass ein hilfloses Strichmännchen angreift.

Ajay Singh Chouhan, Tourbegleiter der Madhya Pradesh Tourism Development Corporation, sagt: „Manche dieser Räume wurden 100.000 Jahre lang von Menschen bewohnt. Es gibt hier Felsgemälde aus der Steinzeit, ca. 30.000 Jahre alt. Die Gemälde sind meist in rot und weiß, manchmal allerdings auch mit grün und gelb.” Als er uns weiter führt, ergänzt er: „Diese Felsen sind sehr ähnlich zu denen im Kakadu National Park in Australien, Gemälden der Buschmänner in der Kalahari Wüste oder den Höhlenmalereien in Frankreich.”

Vielfalt im Überfluss

Der Weg von Raum 1 zu 15 ist wie ein eigener Film. Die Gemälde porträtieren den Alltag der Menschen die hier wohnten, einschließlich Aktivitäten wie kochen, jagen und essen. Aber auch Tiere, Symbole, Geburten, Tanz, Begräbnisse und Rituale. Die Tiere, die Teil der Jagdszene waren, umfassen Bisons, Tiger, Löwen, Wildschweine, Elefanten, Antilopen, Hunde, Echsen und Krokodile. Oftmals ist die Klarheit der Bilder schier unglaublich. Die Felsen selber kreieren faszinierende Formen, erodiert von Wind, Sonne und Regen in einer Palette die von Lila bis blutrot und crémig reicht; auch auf den angemessen benannten Schildkrötenfelsen sollte man einen Blick werfen. Ein anderer Raum wurde „Auditorium” genannt, welcher 39m lang, ca. 4m breit und 17m hoch ist. Er hat vier Eingänge, zwei auf der Ost- und zwei auf der Westseite. Ein weiterer Raum, der ein Vielzahl an Tierzeichnungen präsentiert, ist der sogenannte „Zoofelsen“.

All diese Gemälde variieren nicht nur in der Formation, sondern auch in ihren Farben. Die frühesten Gemälde sind in grünen und dunkelroten Mineralfarben gezeichnet, zeigen Jagd- und Tanzszenen und erinnern an Giraffen und Strauße, die längst nicht mehr in der Gegend beheimatet sind. Die meisten Gemälde sind in rot und weiß, manchmal gelb und grün, und zeigen alles von Jagdszenen über trommeln, tanzen, Viehhaltung, maskierte Menschen, die auf Tieren reiten, königliche Prozessionen und Opferrituale. Nicht zu vergessen sind die wunderschönen Rehzeichnungen, Pfauen, Skorpione, Krabben und großen Katzen. Ungefähr zwölf Stilarten zweidemensionaler Gemälde wurden identifiziert, von Silhouetten über röntgenbildähnlichen Malereien bis zu Umrissen mit geometrischen Formen. „Dort gibt es Cupulas, bechergeformte Aushöhlungen im Gestein, die Wissenschaftler als frühestes Zeichen menschlicher Kreativität erkennen,“ fügt Ajay hinzu, während er uns die vielfältige Felskunst zeigt.

Als wir uns von einer Höhle zur anderen bewegen, beginnen wir langsam zu verstehen, wie das Leben des sogenannten „Urmenschen” gewesen sein musste. Sie lebten entlang ihrer Höhlenunterkünfte, jagten im nahegelegenen Wald und bauten verschiedene Werkzeuge zur Selbstverteidigung gegen Tiere. All diese Aktivitäten sind in diesen erstaunlich gut erhaltenen Fresken dargestellt. Das Konzept der zusammenlebenden Familie erscheint ebenfalls, mit Bildern der Kinder und ihren Müttern und schwangeren Frauen mit ihren Männern. Wenn sich die Gesellschaft weiterentwickelt hat, hat dies auch die Malerei gemacht. Religiöse Symbole begannen zu erscheinen, genau wie Wagen und Kriegsführung, die das wandelhafte Leben der Bewohner dieser Gegend darstellen. „Der erstaunlichste Aspekt der Gemälde ist ihre hervorragend gute Erhaltung. Archäologen versuchen noch heute herauszufinden, wie diese so lange der Gewalt der Natur standhalten konnten. Wahrscheinlich durch eine geheimnisvolle Mischung aus gefärbter Erde, pflanzlichen Farbstoffen, Wurzeln und so weiter,“ erzählt der Tourbegleiter.

Nach Abschluss der ganzen Tour, auf einer der Felsformationen stehend, kann man das weitläufige Naturschutzgebiet überblicken. Bei diesem Ausblick kann man sich vorstellen, warum dies der ideale Punkt für die Ansiedlung der ersten Bewohner des Landes war. Nur wenn man hier ist und die Umgebung erlebt, kann mann verstehen, was unsere Vorfahren dazu bewegte, ihr Leben durch die natürlichste und größte Form der Leinwand auszudrücken.


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Anfahrt
 
46 km von Bhopal entfernt liegen die Höhlen Bhimbetkas und sind einfach per Flugzeug, Auto oder Zug zu erreichen. Ein täglicher Bus verkehrt dort ebenfalls. Bhopal ist vorteilhaft für Bahnre- isende, da es mit dem Streckennetz aller bedeu- tender Städte verbunden ist. Regelmäßige Flüge bieten Verbindungen in viele Städte, einschließlich Delhi, Mumbai, Jabalpur, Indore und Gwalior.
 
Übernachtungsmöglichkeiten
 
An Unterkünften mangelt es nicht, obwohl man mittem im Dschungel Bhopals ist. Dort gibt es in naher Umgebung viele Optionen an Hotels, Gasthäusern, Ferienwohnungen und Häuser.
 
Beste Besuchszeit

Die beste Zeit um Bhimbetkas Höhlen zu besuchen ist zwischen September und März. Das Klima ist moderat und die historische Stätte lässt sich so am angenehmsten besichtigen. Die Höhlen sind außer an Montagen jeden Tag geöffnet.


 

Gemäldedarstellung nach Periode

Es ist beachtlich, dass die Gemälde das ganze Spektrum der Zeit in Perioden darstellen.
Periode I – (jung altsteinzeitlich)
Lineare Darstellungen in grün und dunkelrot von großen Tieren wie Bisons, Tiger und Nashörnern..

Periode II – (mittelsteinzeitlich)
Die vergleichsweise kleinen, stilisierten Figuren zeigen lineare Dekoration des Körpers. Zusätzlich zu Tieren gibt es auch menschliche Figuren und Jagdszenen, die ein klares Bild der benutzten Waffen zeichnen – spitze Speere, spitze Stöcke und Pfeil und Bogen. Die Darstellung der gemeinschaftlichen Tänze, Vögel, Musikinstrumente, Mutter und Kind, schwangere Frauen, Männer die tote Tiere tragen, Trinkgelage und Beerdigungen kommen regelmäßig vor.

Periode III – (kupferzeitlich)
Ähnlich den Malereien von kupferzeitlicher Töpferei zeigen diese, dass die Höhlenbewohner dieser Zeit Kontakt mit landwirtschaftlichen Gemeinden der Malwa Ebenen hatten und Wissen über ihre Technologien austauschten.

Periode IV & V – (Frühgeschichte)
Die Figuren dieser Zeit haben einen schematischen und dekorativen Stil und sind hauptsächlich in rot, weiß und gelb gemalt. Assoziationen bestehen zu Reitern, religiösen Symbolen, Tunika-ähnlichen Kleidern und der Existenz von Skripten verschiedener Zeitperioden. Die religiösen Überzeugungen werden von Yakshas repräsentiert, drei Göttern und magischen Himmelsstreitwagen. Periode VI & VII – (mittelalterlich)

Diese Gemälde sind geometrisch, linear und schematischer, zeigen jedoch Degeneration und Roheit in ihrem künstlerischen Stil. Die hier benutzten Farben werden aus Mangan, Holzkohle, Tierfett und Blätterextrakten hergestellt.

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