Kanyakumari Die Stadt am Rande Indiens

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October 30, 2015

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Indien fur sie

Marz-April 2015



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Boote im Hafen beim Einstieg vor Abfahrt zum Felsen. Auf der linken Seite die Gedenkstätte Swami Vivekanandas und auf der rechten Seite die Statue Thiruvalluvars

Boote im Hafen beim Einstieg vor Abfahrt zum Felsen. Auf der linken Seite die Gedenkstätte Swami Vivekanandas und auf der rechten Seite die Statue Thiruvalluvars


Kanyakumari ist die südlichste Stadt Indiens. Neben dieser geographischen Besonderheit grenzt sie außerdem an drei Meere – Das Arabische Meer im Westen, die Bengalische Bucht im Osten und den Indischen Ozean im Süden. Jedenfalls ist das ein Detail, das wir gerne erzählen, denn geographisch gibt es nur ein Meer: Das Meer von Lakshadweep.

Die Besucher von Kanyakumari erwarten zweifelsohne zahlreiche Wanderwege entlang des Meeres doch die charmanteste Eigenschaft der Stadt ist ihr intensiver Charakter und der ihrer Einwohner. Vom angeflogenen Flughafen in Thiruvananthapuram, der Hauptstadt des benachbarten Keralas, sind es zwei Autostunden nach Kanyakumari. Die Autofahrt wird von Horngesängen begleitet und mag für zartbesaitete sehr aufregend erscheinen, besonders wenn der Fahrer sich zu einem Überholmanöver anderer Vehikel entscheidet und dabei die Gegenfahrbahn okkupiert. Gäste sollten in jedem Fall Zwischenstops nutzen um entlang der Strecke einige der interessanten Sehenswürdigkeiten nahe Kanyakumaris zu entdecken.

Auf der Hälfte der Strecke nach Kanyakumari liegt das Mathur Aquadukt, welches eine passende Gelegenheit bietet, kurz die Beine auszustrecken. 1960 für den Wassertransport gebaut ist es eines der höchsten und längsten Aquadukte in Südasien und seit neuestem auch eine beliebte Touristenattraktion. Der Übergang von 384 Metern bietet einen herrlichen Ausblick auf den Pahrali welcher langsam fließend seinen Weg durch die Landschaft nimmt und mit dessen Wasser die Frauen der Gegend noch heute ihre Wäsche waschen. Der Blick nach oben gibt den Blick frei auf ein dunkel grünes Laubdach dass sich zu beiden Seiten erstreckt. Da der Übergang nicht sehr breit ist, fahren die Räder des Autos dicht am Rand, was manchmal Schwindelgefühle hervorrufen kann. An beiden Enden des Aquadukts verbinden Treppen den Überweg mit dem 30 Meter tieferen Fluss. Straßenhändler versorgen Sie hier mit frischen Früchten, Honig und Gewürzen. Doch entspannen Sie nicht zu lange, denn die Tour ist noch nicht zuende. Nächster Stop: Der Palast Padmanabhapurams.

Das luxuriöse Indien des 16. Jahrhunderts

Im Bezirk Kanyakumari sind wir immer noch mehr als 30 km von der Stadt selber entfernt. Ein Zwischenstop den niemand verpassen sollte ist der Padmanabhapuram Palast welcher einen Eindruck vom luxuriösen Leben im Indien des 16. Jahrhunderts gibt. Über fast 250 Jahre hinweg überdauerte dieser Palast die Regentschaft von 14 Königen.

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Der Ort selbst ist berühmt für seine Schönheit und seinen historischen Palast welcher indische wie ausländische Touristen gleichermaßen anzieht. Traditionell werden Schuhe am Eingang abgelegt, wie in den meisten traditionellen und historischen Einrichtungen Indiens. Auch ist es üblich, dass die Eintrittspreise für Inder sich von denen ausländischer Touristen stark unterscheiden. So zahlen ausländische Besucher 4 Euro wo Indische Besucher nur 30 Cent bezahlen. Dies mögen einige für dem Tourismus abträglich erachten, wohingegen andere es als gerechtfertigt ansehen, jeder nach seiner Facón.

Vielsprachige Guides erklären Ihnen gern die architektonischen Details und Bedeutungen der Räume, wie dem Konzil der Minister wo der König wichtige Debatten über die Zukunt des Landes führte, oder den Speisesaal auf zwei Stockwerken in welchem mehr als 2000 Gäste speisen konnten, außerdem die zahllosen Schlafzimmer und Säle die kulturellen Aktivitäten und Ritualen gewidmet waren.

Eine architektonische Besonderheit des Palastes besteht in seinem Baustil, welcher von zwei Staaten, nämlich Kerala und Tamil Nadu beeinflusst wurde. Die Eichenbalken und die aufwändigen Holzstrukturen sind mit Ornamenten und Skulpturen verziert. Die Einrichtung ist derweil an verschiedene Stile angelehnt und besteht zu großen Teilen aus Geschenken vergangener Herrscher aus China, Belgien und den Niederlanden. Vergessen Sie beim Verlassen des Palastes Ihre Schuhe nicht, denn es geht weiter!

Farbenfrohe Fischerboote

40 Fahrminuten später kündigt der Geruch von Fisch und Salz unsere Ankunft am Rande des Ozeans an. Nun sind wir endlich an unserem Ziel in Kanyakumari angelangt, der europäischsten Stadt Südindiens. Eine berühmte Attraktion ist „The Rock“, das Wahrzeichen der Stadt. „The Rock“ besteht aus zwei hohen Felsen etwa 400 Meter von der Südöstlichen Küste der Stadt entfernt. Auf dem kleineren der Felsen Richtung Westen steht eine majestätische Statue welche den legendären Tamilischen Poeten und Philosophen Thiruvalluvar würdigt. Die Legende sagt, dass die höchste Welle des Tsunamis 2004 einst seine Schultern streifte.

Auf dem anderen Felsen wurde 1970 eine Gedenkstätte erbaut um Swami Vivekananda, einem namenhaften indischen Philosophen des 19. Jahrhunderts zu gedenken. Swami Vivekananda kam 1892 nach Kanyakumari um Shripada Parai zu besuchen. Er pflegte zum Felsen zu schwimmen um zu meditieren und empfing dort seine Erleuchtung. Daran angelehnt gibt es in seiner Gedenkstätte auch einen Meditationsraum.

 

Der Palast Padmanabhapurams -------- Der Palast Padmanabhapurams, Raum des Konzils der Minister

Der Palast Padmanabhapurams ——– Der Palast Padmanabhapurams, Raum des Konzils der Minister

Eine Besonderheit des Vivekananda Felsens ist, dass er nur über das Meer zugänglich ist. Die drei Shuttle Fähren die den Felsen mit dem Festland verbinden sind neben den farbenfrohen Booten der lokalen Fischer vertaut. Aber dort sind wir noch lange nicht. Zuvor müssen wir noch die Schlange von etwa 2000 Menschen überwinden, die auf ein Ticket zur Gedenkstätte aus sind. Dieser Ansturm ist mehr oder weniger den ganzen Tag über konstant.

Natürlich entmutigt dies einige Besucher, doch es gibt einen Weg die Schlange zu umgehen, indem man einen VIP Pass erwirbt. Da kaum jemand von diesen VIP Pässen weiß, ist dies ein bequemer Weg, gegen einen kleinen Aufpreis die lange Wartezeit zu verkürzen.

Einmal an Bord der Fähre muss man sich auf eine etwas rustikale Fahrt und den Geruch von Diesel gefasst machen. Nach kurzer Fahrt jedoch ist der Felsen erreicht. Auch hier beginnt der Besuch wieder mit dem Zurücklassen der Schuhe.

Es könnte ein Ort der Stille sein, der zum Meditieren einlädt doch die Vielzahl der Besucher, die trotz Hinweisen der Sicherheitskräfte Fotos machen und sich unterhalten, lässt diese Atmosphäre kaum zu. Die Gedenkstätte besteht aus einem Raum mit hohen Säulen aus schwarzem Stein, mit einer Statue des Vivekananda. Der Besuch ist eher kurz. Am Ausgang führt ein Weg weiter den Fels entlang und bietet Zugang zur Meditationshalle im Untergeschoss. Es ist der ideale Ort um die Beine baumeln zu lassen und den Wind in den Haaren zu fühlen doch wir müssen die Fähre nehmen um zurück ans Festland zu kommen.

Ein Gedenken an Gandhi

Eine andere Gedenkstätte wrude in Kanyakumari entlang des Meeres errichtet, diesmal jedoch an Land. Dieses ist zwar weniger besucht, ist jedoch dem Vater der Indischen Nation geweiht: Mahatma Gandhi. Wir bemerken hier schnell, dass die unterschiedliche Popularität der zwei Gedenkstätten eher mit Ihrer geographischen Beschaffenheit zusammenhängt, denn mit der Bedeutsamkeit der Persönlichkeiten, denen sie gewidmet sind.

So einfach die Gandhi Gedenkstätte sei, sie ist dennoch sehr interessant in Ihrer Architektur, die nichts dem Zufall überlässt. Sie beginnt dort wo ein Teil Gandhi’s Asche 14 Tage lang aufbewahrt wurde, nachdem große Teile in die heiligen Flüsse des Landes gegeben wurden. Passend zur wohlwollenden und respektvollen Einstellung Gandhis gegenüber anderen Religionen ist seine Gedenkstätte architektonisch inspiriert von den religiösen Orten der drei Hauptreligionen Indiens: Die Eingangshalle und Lobby erinnern an einen Hindu Tempel, die Kreuzform des Gebäudes erinnert an eine Kirche und die Kuppel des Hauptgebäudes erinnert an eine Moschee. Ein Loch an der Spitze der Kuppel lässt Sonnenlicht in das Gebäude. Das Gebäude ist so errichtet dass nur am 2. Oktober jedes Jahres am Geburtstag Mahatma Gandhis um 12:20 das Sonnenlicht auf den Punkt strahlt an dem Gandhis Asche aufbewahrt wurde. Zudem misst das Gebäude in der Höhe das Alter Gandhis als er starb, gemessen in Fuß.

Entlang der Wände des Gebäudes finden sich zahllose Fotos die den Weg und die Begegnungen Gandhis nachzeichnen.

Natureigene Gedenkstätten

Über all diese Gedenkstätten hinaus sind die schönsten Aspekte des Ortes jedoch natürlicher Art und finden jeden Morgen und jeden Abend statt. Durch die Lage am südlichen Ende der Indischen Halbinsel ist Kanyakumari der einzige Ort des Landes wo man den Sonnenaufgang wie den Sonnenuntergang von einem Punkt aus entlang des Meeres beobachten kann. Dieser Umstand wurde vom lokalen Tourismusamt keineswegs vernachlässigt. Vielmehr wird sogar ein „Sunrise“ und ein „Sunset“ Point benannt an denen große Aussichtstürme aufgestellt wurden. Diese sind allerdings hochfrequentiert, weshalb es sich lohnt, frühzeitig dort zu sein um die faszinierenden Sonnenauf- und Untergänge zu sehen. Kaum ein Wunder, dass der Aussichtsturm zu diesen Zeiten zum Fotostudio wird wenn Besucher, mit Smartphones bewaffnet, den Moment einfangen wenn unser Stern langsam hinter dem Rand des Horizonts verschwindet.

Nach dem Spektakel, wenn die letzten Strahlen verschwunden sind, leert sich der Ort allmählich und man stellt fest, dass sich entlang der ganzen Küste Gruppen von Freunden und Liebende versammelt haben um diesen Moment zu erleben der zwar alltäglich, aber dennoch jedes Mal magisch ist.

Auf dem Weg zurück ins Hotel ist die Stimmung dann nicht mehr ganz so ruhig and andächtig. Hier wird alles zum Verkauf angeboten: T-shirts, Spiegel, Holzarbeiten und frischer Fruchtsaft. Aber es darf hier nicht jeder alles verkaufen. Ein Polizist mit Motorad überprüft die Menschenmasse stetig auf Händler die die Passanten belästigen.

Hier sollte man sich jedoch nicht auf seine Ohren, sondern auf seine Nase verlassen. Die Marktschreier ignorierend sollte man sich von dem Duft von Zimtstangen, Muskatnuss, Nelken und Anis leiten lassen. Um ein paar Rupien ärmer aber dafür um die berühmten indischen Gewürze reicher verlassen wir den Markt und überqueren auf dem Weg zum Hotel die gleiche Straße an der am Morgen noch hunderte auf das magische Boot gewartet hatten, das sie zum Felsen bringen sollte. Und zweifelsohne werden auch morgen früh wieder hunderte von Menschen in einer 500 Meter langen Schlange auf ihr Boot warten, und am nächsten Tag und an dem Tag darauf und wieder und wieder.


 

Anreise

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Anreise

Luft: Der am nächsten gelegene Flughafen liegt in Trivandrum. Er ist nicht nur gut an die wichtigsten Städte in Indien angebunden, sondern bietet auch regelmäßige Flüge zwischen den umliegenden Gebieten und den Golfstaaten an.
Bahn: Tägliche Züge verbinden Kanyakumari mit Indiens wichtigsten Städten. Der Kanyakumari Express verbindet zum Beispiel die Stadt mit Mumbai und Bangalore.
Straße: Dank dem gut ausgebauten Straßennetz ist die Stadt problemlos mit dem Auto zu erreichen.

 

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